Jeder weiss, dass Rauchen schädlich ist und deshalb will ich hier erst gar nicht anfangen, die Gefahren des Tabakkonsums, für die eigene Gesundheit und der der anderen, die unser Gequalme ertragen müssen, aufzuzählen. Genauso wenig will ich in diesem Artikel eine Pro Qualm Kampagne starten. Erstens, weil es sowieso keine Argumente für das Rauchen gibt, und zweitens, möchte ich niemanden dazu verleiten, Rauch und Schadstoffe aus einem Papierröhrchen zu saugen. Ich möchte in meinem Blog vielmehr darauf hinweisen, dass wir Raucher heute, einer vom Aussterben bedrohten Spezies angehören. – Warum? Weil das Rauchen in der gegenwärtigen Gesellschaft einfach keinen Spass mehr macht! Und wenn das Leben keinen Spass mehr macht, kann man sich genauso gut hinlegen und aussterben.
Immer noch besser, als weiterhin die Schmach und all die Diskriminierungen zu ertragen, denen wir Raucher tagtäglich ausgesetzt sind und nebenbei noch für die ganzen Nichtraucher blechen, die wahrscheinlich alle das Rentenalter erleben werden.
Für alle Nichtraucher, die keine Ahnung vom beschwerlichen Alltag eines Rauchers in der heutigen Zeit haben, sei dieser hier kurz beschrieben. Und allen Rauchern, die sich immer noch stur gegen eine Entwöhnung sträuben, sei wieder einmal ins Gedächtnis gerufen, dass die Zeiten des unbeschwerten Tabakkonsums der Vergangenheit angehören und wir nach und nach zu Aussenseitern in der Gesellschaft geworden sind.
Das Rauchen zu Hause. Als Erstes musst du dich als Raucher entscheiden, ob du in deinen eigenen vier Wänden rauchen willst oder nicht. In vielen Fällen wird einem aber diese Entscheidung von seinem Ehepartner, Freund, oder Lebensgefährten abgenommen und er oder sie schickt dich nach draussen zum Rauchen. Das schlimmste am Rauchen im Freien ist nicht das Wetter, das dir spätestens im Herbst oder Winter die Freude am Rauchen vermiesen wird. Nein, das schlimmste ist, je nach Wohnlage, dass du draussen rumstehst, wie bestellt und nicht abgeholt und dich jeder dabei sieht, immer wieder, x-mal am Tag, bei jedem Wetter. Du bekommst eine vage Vermutung was deine Nachbarn über dich denken – und deine Vermutung ist richtig! – vermutlich bist du bescheuert.
Die Alternative in der Wohnung zu rauchen ist leider auch nicht besser. Deine Freunde oder Nachbarn werden dir aus Höflichkeit wahrscheinlich niemals sagen, dass es in deiner Wohnung stinkt und dass deine gelben Wände mittlerweile total aus der Mode gekommen sind. Sie kommen aus Höflichkeit auch nicht mehr zu Besuch, und verabreden sich lieber mit dir in einem Nichtraucherrestaurant – wenn sie überhaupt noch etwas mit einem Raucher und seinen nach Qualm stinkenden Klamotten, die auch total aus der Mode gekommen sind, zu tun haben wollen.
Rauchen am Arbeitsplatz. Rauchen am Arbeitsplatz gibt es nicht mehr! Diejenigen die früher noch an ihrem Arbeitsplatz rauchen durften, sind heute längst pensioniert – oder gestorben, wenn sie Raucher waren.
Im besten Fall darf man, in einer den Rauchern gegenüber toleranten Firma, in den Arbeitspausen nach draussen eine rauchen gehen; und damit macht ihr Euch – wenn ihr es noch nicht wissen solltet – zum Mittelpunkt der Belegschaft. Nicht etwa, weil euch eure Arbeitskollegen als Raucher so gut leiden können, sonder weil ihr immer eine Minute später aus der Pause zurück kommt als der Rest der Belegschaft. Was zwangsläufig dazu führen wird, dass alle das Rauchen aufgeben, um sich bei den anderen Mitarbeitern nicht noch unbeliebter zu machen, und du schon bald der Letzte sein wirst, der in der Firma noch raucht.
Wenn du dir das Rauchen in den Pausen verkneifen kannst, um nicht endgültig von der nichtrauchenden Belegschaft als rauchendes Fossil, ausgestopft und verstossen zu werden, dann komme ja nicht auf die Idee, zwischendurch mal Eine auf dem Klo zu rauchen. – NIE! NEVER! NJET! GEHT GAR NICHT! –
Wenn Nichtraucher etwas auf‘s Blut nicht ausstehen können, ist das der Geruch von Zigarettenqualm auf der Toilette. Selbst auf den kleinsten Hauch von Rauch, bei weit geöffneten Toilettenfenstern und für unser eins nicht mehr wahrnehmbar, reagieren sie äusserst allergisch und machen einen riesen Aufstand. Ein Nichtraucher zieht sich lieber hundert kalte Fürze auf der Toilette durch die Nase als deine Qualmerei auf dem Klo zu ertragen. Keine Chance Amigo, und sie wissen sofort, dass du es warst der auf der Toilette geraucht hat, und du kannst gewiss sein, dass die Inquisition der radikalen Nichtraucherfront auf dich wartet.
Vielleicht hast du Glück und du bist dein eigener Chef. Du kannst tun und lassen was du willst, oder du hast dich ganz einfach dazu entschlossen, das Leben eines Einzelgängers, in einer Gesellschaft, die sich dazu verschworen hat, dir das Leben so schwer wie möglich zu machen, als gäbe es keine grösseren Probleme auf dieser Welt mehr zu lösen, zu führen und du rauchst, trotz aller Schmähungen und Demütigungen, genüsslich weiter. Damit machst du dich aber nicht nur zu einer aussterbenden Gattung, sondern auch zu einer sehr einsamen, weil wie gesagt, eine aussterbende Gattung früher oder später eben ziemlich alleine dasteht.
Rauchen in der Öffentlichkeit. Wenn du in der Öffentlichkeit rauchst, bist du ein Exot – ob du willst oder nicht – und du gehörst in den Zoo; zu deinem Schutz und dem der anderen – der nichtrauchenden Bevölkerung.
Nicht alle Exoten sind beliebt. – Und wenn du es noch nicht begriffen hast, besonders nicht, wenn es sich um rauchende Exoten handelt. Das Rauchen selbst, sofern du in der Öffentlichkeit nicht in geschlossenen Räumen rauchst, ist in diesem Fall das kleinere Übel. Das Übel ist der soziale Zwang der Raucher, mit seinesgleichen im Freien kleine Gruppen zu bilden und sämtliche Durchgänge, Bürgersteige und Plätze vor Lokalen, Läden und Gaststätten zu verstopfen.
Zornerfüllt machen alle Passanten um deine Gruppe einen Bogen und weichen den Rauchwolken auf die Strasse aus, um sich bei dir, nicht versehentlich ein Lungenkarzinom durch Passivrauchen einzuhandeln. Dabei werden sie, weil sie in ihrer Wut vergessen auf die Strasse zu schauen, mit einer Wahrscheinlichkeit von 98%, von einem nichtrauchenden Radfahrer überfahren, der wie du, einer ungeliebten und vom aussterben bedrohten Spezies angehört, weil er sein Verhalten den ausweichenden Passanten gegenüber, partout nicht ändern will. Und die Schuld das so viele Nichtraucher jung und gesund sterben müssen, trägst allein du – du und deine Raucherfreunde, die sich vor den Kneipen und Geschäften die Beine in den Bauch stehen.
Wenn sich nach vorgerückter Stunde, die kleinen Gruppen auf den Gehsteigen langsam auflösen und du feststellst, dass die Kneipe, in der du den Abend mit deinen Freunden verbringen wolltest, bereits geschlossen ist, weil du den ganzen Abend auf der Strasse geraucht hast, und sich deine nichtrauchenden Freunde, die dich nur aus Höflichkeit mittgenommen haben, alle schon längst auf dem Nachhauseweg gemacht haben, wird dir klar, dass du zu einem lebenden Fossil geworden bist. Wie einsam dein Leben als Raucher geworden ist, und dass dein Dasein als Raucher überhaupt keinen Spass mehr macht. Dir wird klar, dass deine Zeit gekommen ist – die Zeit um auszusterben – oder wenigstens, um mit dem Rauchen aufzuhören.
P.S. Meine Zeit kommt übrigens am 10.Mai. Nach über dreissig Jahren habe ich genug geraucht und denke es ist Zeit damit aufzuhören.